Pädiatrie

Ergotherapie kommt bei Kindern und Jugendlichen Einsatz, wenn sie in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind und damit eine Beeinträchtigung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben des Kindes und seiner Familie droht oder bereits besteht. Im Bereich der Pädiatrie ist der Einbezug der Angehörigen und Bezugspersonen in allen Fragen der Behandlung von höchster Bedeutung. Ziel ist immer die größtmögliche Förderung des Kindes, seiner altersgemäßen Entwicklung von Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit.

Quelle: https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/fachbereiche/89-pdf-gruppe-06-paediatrie/file

 

Im Fachunterricht Pädiatrie werden häufige Krankheitsbilder in der pädiatrischen Ergotherapie und deren typische Auswirkungen auf Handlungsfähigkeit und Teilhabe erarbeitet: Entwicklungsstörungen der Motorik, Hyperkinetische (ADHS) und Emotionale Störungen, Visuell-räumliche Störungen, Geistige Behinderung sowie Autismus-Spektrum-Störungen.

 

Krankheitsbilder und Alltagsprobleme

Ergotherapeutische Klienten im Kindes- und Jugendalter sind in ihrer Handlungsfähigkeit und Teilhabe häufig eingeschränkt, weil ihre motorische, perzeptive, kognitive, emotionale oder soziale Entwicklung nicht so verlaufen ist, wie dies normalerweise zu erwarten wäre. Ursachen können körperliche und psychische Erkrankungen bzw. Behinderungen sein, aber auch Entwicklungshemmnisse in ihrer Biografie und Lebenswelt.

Solche Einschränkungen erzeugen einen Leidensdruck und machen sich bei den unterschiedlichsten Betätigungen im Alltag bemerkbar:

  • Sich kleiden, Körperpflege, und andere tägliche Routinen
  • Spielen, malen, bauen, Fahrrad fahren, und andere Freizeitaktivitäten
  • In Kindergarten bzw. Schule zurechtkommen, Anforderungen erfüllen, selbständig arbeiten
  • Mit anderen spielen, leben und zusammenarbeiten, glücklich sein

Ziele und Aufgaben

Das Ziel jeder ergotherapeutischen Behandlung ist es, dass der Klient die für ihn bedeutsamen Alltagshandlungen möglichst zufriedenstellend bewältigen bzw. ausführen kann.

Dazu muss im Vorfeld eine fachgerechte Befundung erfolgen, damit gemeinsam mit dem erweiterten Klienten, also dem Kind und seinen Bezugspersonen, konkrete Therapieziele formuliert werden können und ein individueller Behandlungsplan aufgestellt werden kann.

Im Fachunterricht werden Befundinstrumente vorgestellt bzw. ihre Anwendung geübt: Anamnese, Erhebung der Betätigungseinschränkungen, Problemanalyse und funktionelle Diagnostik. Anhand von Fallbeispielen lernen die Ausbildungsteilnehmer, erfolgversprechende Therapieansätze auszuwählen und einen Behandlungsplan zu erstellen.

 

Behandlungsansätze und Methoden

Damit die Therapieziele erreicht werden können, muss die ergotherapeutische Behandlung an unterschiedlichen Stellen ansetzen, je nach Situation und Bedürfnislage des Klienten:

  • Konkrete, alltagsnahe Lösungsstrategien für die beeinträchtigten Handlungen erarbeiten, trainieren und anwenden
  • Bezugspersonen einbeziehen, beraten und schulen
  • Die Lebenswelt an die Möglichkeiten des Klienten anpassen: Arbeitsplatzgestaltung, Hilfsmittelversorgung
  • Motorik, Wahrnehmung und andere Fähigkeiten trainieren

Die einzelnen „Bausteine“ werden ganz individuell ausgestaltet, abgestimmt auf die Ressourcen des erweiterten Klienten.

Im Fachunterricht lernen die Ausbildungsteilnehmer, wie sie die unterschiedlichsten Betätigungen an den aktuellen Entwicklungsstand des Klienten anpassen können. Mit dem Lernfortschritt des erweiterten Klienten gestalten sie die Betätigung Schritt für Schritt „normaler“ und ermöglichen den Transfer in den Alltag.

Übungen und Trainingsprogramme für Motorik und Wahrnehmung runden das Repertoire ab, wichtige Behandlungsmethoden werden in den Grundzügen erarbeitet.

 

Tätigkeitsfelder

  • Fach- und Rehabilitationskliniken und andere Einrichtungen der Rehabilitation im Bereich Pädiatrie
  • Tageskliniken (speziell für Neuropädiatrie, Orthopädie, Unfallheilkunde, Neonatologie)
  • Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie• Einrichtungen der Frühförderung und sozialpädiatrische Zentren
  • Sozial-psychiatrische Dienste (auch allgemeine Krisendienste zur Unterstützung der Eltern)
  • Schulen und Kindertagesstätten/-gärten

Die praktische Ausbildung erfolgt vorwiegend in ergotherapeutischen Praxen, aber auch in Schulen mit Förderschwerpunkt und in Frühförderstellen. In Schulen, Kindertagesstätten und anderen Einrichtungen hat die Ergotherapie noch nicht den Stellenwert, den sie vor dem Hintergrund des aktuellen Berufsprofils haben sollte. Wenn diese Tätigkeitsfelder an Bedeutung gewinnen, dann kann die ergotherapeutische Ausbildung in der Pädiatrie noch alltagsnäher und lebensweltbezogener erfolgen.